GEGENLICHT: Ein Bronski Krimi (German Edition) by Bernhard Aichner

Autor:Bernhard Aichner [Aichner, Bernhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb Verlag
veröffentlicht: 2021-07-25T22:00:00+00:00

ZWEIUNDZWANZIG

DAVID BRONSKI

JUDITH BRONSKI

– Ich werde sterben.

– Was redest du denn da?

– Die werden mich umbringen. Jetzt, Judith. Ich bin ein gottverdammter Idiot. Habe es nicht kommen sehen.

– Ganz langsam, Bronski. Alles der Reihe nach.

– Sie haben mich gesehen. Es wird keine Minute dauern, dann geht hier das Licht aus. Die sind hier, weil sie diese verdammten Steine wollen. Diese Leute werden nicht zögern, mir etwas anzutun. Du hast ja gesehen, was sie mit Rembrand und dem armen Mädchen gemacht haben.

– Was willst du mir eigentlich sagen, Bronski?

– Ich will, dass du weißt, dass ich dich liebe.

– Findest du, dass das jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist? Du solltest lieber schauen, dass du da wegkommst. Für dieses Vater-Tochter-Ding haben wir später noch Zeit.

– Da bin ich mir nicht mehr so sicher.

– Sie werden dich nicht töten. Zumindest nicht gleich.

– Was meinst du damit?

– Sie wollen zuerst mit dir reden. Sie werden dich so lange am Leben lassen, bis du ihnen gesagt hast, was sie wissen wollen. Also reiß dich zusammen, Bronski, und überleg dir, was du jetzt tun kannst.

– Nichts kann ich tun.

– Doch. Fang an zu schreien. Brüll dir die Seele aus dem Leib.

– Nein. Dann wissen sie, dass ich sie gesehen habe. Wenn ich jetzt die Aufmerksamkeit auf mich ziehe, müssen sie sofort handeln. Wenn ich schreie, bin ich tot. Wenn ich still bin, habe ich zumindest eine Chance.

– Stimmt. Sie wollen wissen, wo Nadia ist, du sollst ihnen dabei helfen, sie zu finden. Also werden sie es langsam angehen. Vor allem auch deshalb, weil wir mitten in der Stadt sind. Sie werden es vermeiden, hier großen Wirbel zu machen.

– Könnte sein, ja.

– Dann bleibt dir nur eines übrig. Steig jetzt in deinen Wagen.

– Und dann?

– Fährst du los.

– Wohin?

– Egal, fahr einfach. Schau dich nicht um. Tu so, als wäre alles in Ordnung, sorg einfach nur dafür, dass diese Typen an dir dranbleiben.

– Sie werden mich nicht einfach fahren lassen.

– Doch, werden sie. Beweg dich, Bronski. Einsteigen. Starten. Losfahren. Nicht zu schnell. Alles ganz entspannt, sie werden glauben, dass sie die Situation unter Kontrolle haben. Du bist das Opfer. Sie beobachten dich, wollen wissen, wo du hinfährst, mit wem du dich triffst. Sie wollen Informationen sammeln, um diese Schatzsuche so schnell wie möglich beenden zu können.

– Soll ich jetzt einfach stundenlang durch die Stadt fahren, oder was?

– Nein. Du musst die beiden loswerden. Am besten für immer. Deshalb solltest du dir überlegen, ob du kurz über deinen Schatten springen kannst.

– Was soll das schon wieder heißen?

– Leander Vogt.

– Nein.

– Du hast nicht so wahnsinnig viele Alternativen. Da du kein bewaffneter Superheld bist, ist er wahrscheinlich der Einzige, der dir in dieser Situation helfen kann.

– Ich mag ihn nicht.

– Ist mir klar. Du bist eifersüchtig. Trotzdem ist es die beste Option.

– Er ist selbstverliebt und arrogant.

– Bist du auch.

– Er stellt meiner Freundin nach.

– Nachstellen ist vielleicht ein bisschen übertrieben, oder?

– Irgendetwas stimmt mit dem nicht. Ist so ein Bauchgefühl.

– Dein Bauchgefühl kannst du vergessen. Siehst ja, wo es dich hingebracht hat. Also hör auf, dich zu wehren, und ruf ihn an.

– Und was soll ich ihm sagen?

– Du bittest ihn um Hilfe.

– Sicher nicht.

– Dann dreh den Spieß einfach um.

– Wie?

– Du versprichst ihm die Verhaftung des Jahres. Verkauf es ihm einfach als Geschenk, dann wird er in deiner Schuld stehen, und nicht du in seiner.

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